Die Geschichte der Osterburg
Die Osterburg ist also höchstwahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden. Doch von wem und wieso wurde eine Burg in dieser Zeit auf dem Hainberg errichtet? Näheren Aufschluss hierüber gibt uns ihre erste urkundliche Erwähnung: Am 7. März des Jahres 1268 wird in Elgersburg eine Urkunde verfasst, in der die Osterburg zum erstenmal namentlich auftaucht. Und zwar wird die Osterburg mit ihrem Zubehör als dem Amte Schleusingen gleichwertig erachtet und der Gräfin Sophia von Henneberg zum Leibgeding - so nannte man im Mittelalter ein auf Lebenszeit verliehenes Einkommen - ausgestellt.
Unter dem Zubehör der Burg ist der Vogteibezirk zu verstehen, aus dem später das Verwaltungsamt Themar hervorging. Hieraus lässt sich folgern, dass die Osterburg wahrscheinlich im Zuge des hennebergischen Landausbaus als wehrhafter Verwaltungsmittelpunkt errichtet wurde. Wieso wurde die Burganlage jedoch ausgerechnet auf dem Hainberg erbaut? Betrachtet man Lage der Osterburg in Bezug auf die ehemaligen Themarer Amtsdörfer, so stellt man fest, dass sie nahezu im Zentrum des Amtes Themar liegt. Hinzu kommt eine sehr günstige verkehrstechnische Lage: Bei Henfstädt kreuzte sich Werratalstraße mit einer anderen Altstraße, die aus dem Gleichberggebiet kommen unmittelbar an der Osterburg vorbei in nördliche Richtung zog. Man konnte sich also sehr schnell in die verschiedensten Richtungen bewegen und die betreffenden Straßen kontrollieren. Als Spornburg war die Osterburg bereits durch ihre natürliche Lage von drei Seiten relativ gut geschützt und vom Bergfried konnte man weite Teile des Werratals und der angrenzenden Hochflächen einsehen. Für die Versorgung der Burgmannschaft wirkte sich die relativ geringe Höhe des Burgberges gegenüber der Talsohle (ca. 100 m) sicher ebenfalls positiv aus. Es dürfte für eine Burg, die die genannte Funktion erfüllen sollte, kaum einen günstigeren Standort gegeben haben.
Schlüsselschießscharte
Gewölbekappe
Als Sitz eines Vogtes als Vertreter der Landesherrschaft sollte die Osterburg nicht lange dienen. In der hennebergischen Teilung von 1274 fällt die Burg an die Hartenberger Linie der Henneberger. Weil bei dieser Teilung das Amt und auch die Stadt Themar geteilt wurden, ist höchstwahrscheinlich der Sitz des Vogtes von der Burg in die Stadt verlegt worden. Durch die Teilung des Amtes Themar entstanden für lange Zeit äußerst komplizierte Besitzverhältnisse, die sich natürlich auch auf die Osterburg auswirkten.
1359 sah sich die nach der Hartenburg bei Römhild benannte hennebergische Linie gezwungen, ihren Anteil an Stadt und Amt Themar (zu dem auch die Osterburg gehörte) an die Grafen Günter und Johann von Schwarzburg für 3000 Pfund Heller zu verpfänden. Ein interessanter Absatz dieser Urkunde erwähnt übrigens Bauarbeiten, die von den Schwarzburgern im Wert von 60 Pfund Hellern an der Osterburg unter Anleitung der Henneberger ausgeführt werden sollen. Das Einlösungsrecht des Pfandes geht 1371 mit der gesamten Grafschaft Henneberg-Hartenberg an die Linie Henneberg-Aschach über. Nach einer heftigen Auseinandersetzung um das Erbe der 1378 ausgestorbenen Hartenberger, bei der sogar Themar und Marisfeld belagert und einige umliegende Dörfer verwüstet worden sein sollen, kam dann die Osterburg 1379 an die Grafen von Schwarzburg. Diese verpfändeten jedoch bereits 1380 die Burg wieder an die Herren von Bibra.
1416 kauft dann Wilhelm H. von Henneberg-Schleusingen das Einlöserecht der Burg
von Schwarzburg zurück. Trotzdem blieb die Osterburg weiter Pfandeigentum der Bibraer, welche wahrscheinlich viel zum Ausbau der Burg beitrugen. So fordert z.B. 1439 Graf Wilhelm von Henneberg die Herren von Bibra auf, von ihnen errichtete Bauten am Graben und Zwinger der Osterburg wieder zu entfernen. Ob dies geschah, ist nicht bekannt. 1453 wird dann das bisherige Pfandeigentum der Bibraer in ein Lehen umgewandelt und die Burg von 1459 - 1468 in drei Raten von Schleusingen zurückgekauft.
Einen interessanten Einblick in die bauliche Situation auf der Osterburg um diese Zeit gibt ein 1459 aufgestelltes Teilinventar. Darin werden neben Waffen, Gerätschaften und Lebensmitteln auch einige Teile der Burganlage - Kemenate, Kapelle, verschiedene Türme, Backstube und Zwinger - erwähnt.
Nach dem Widererwerb der Osterburg scheint zwar für einige Jahre der Vogteisitz von Themar wieder auf die Burg verlegt worden zu sein, jedoch verlor in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts die Burg wahrscheinlich zunehmend an Bedeutung. Es wurden zwar noch verschiedene Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt - so z.B, 1485, als die Bauern von Henfstädt angewiesen wurden, den Zaun und die Dornenhecke um die Burg (gewiss auf dem Wall) wiederherzustellen - aber bereits
in den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts wird bei der Gräfin Margarete von Henneberg-Schleusingen nachgefragt, ob die Osterburg nun aufgegeben werden soll.
1496 taucht dann in den Amtsrechnungen von Themar letztmalig ein Wächter auf der Burg auf, so dass man wohl mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Osterburg um 1500 offen gelassen wurde.
Die von früheren Autoren oft aufgestellte Behauptung, dass die Osterburg im Bauernkrieg zerstört wurde, ist somit hinfällig, da die Bauern für die Zerstörung einer ohne hin leer stehenden Burg keinen Grund hatten.